In ihrer Blogparade fragt Gabi Kremeskötter, wie oder wozu ich ja gesagt habe und was daraus geworden ist. Ein spannendes Thema, wie ich bei längerem Nachdenken feststelle. Doch, mich auf ein einzelnes Ja beschränken zu müssen, erscheint mir irgendwie zu wenig. Schließlich habe ich in meinem 50 jährigen Leben so manches Mal ja zu etwas oder jemandem gesagt.
Ich beschließe, meine Jas chronologisch zu sortieren und ein bisschen zu beleuchten, wohin sie mich jeweils geführt haben. Also lass uns schauen, wohin mich meine Jas im Leben geführt haben.
Ja zur Ausbildung als Reiseverkehrskauffrau:
1994 beginne ich meine Ausbildung als Reiseverkehrskauffrau. Es war ein Kompromiss-Ja, denn meine Eltern hätten mich lieber in einer Banklehre gesehen, mein Traum vom Veterinär-Medizin-Studium ist in den Wendejahren irgendwie ausgeträumt und viel Auswahl an Ausbildungsstellen gibt’s in dieser Zeit im wiedervereinten Berlin und mit weggebrochenen DDR-Betrieben nicht. Mein Wunsch, endlich eigenes Geld zu verdienen, ist stärker als mein Wunsch zu studieren. Ich hätte damals sowieso nicht gewusst was.
Ja zu meinem Herzensmenschen:
1999 heirate ich meinen Mann und obwohl die Hochzeit nach heutigen Maßstäben geradezu mickrig ausfällt und keinen Kredit nötig macht, ist es ein denkwürdiges Fest, das uns noch heute in Erinnerung ist. Scherzhaft sagen wir heut beim Betrachten unserer Hochzeitsfotos, es war eine „Kinderhochzeit“ und wir benötigten die Erlaubnis unserer Eltern. Ist natürlich Quatsch, aber ich war gerade 24 und mein Mann 25, also noch sehr jung. Bereut haben wir es bis heute dennoch nicht.

Ja zum Umzug auf die andere Seite der Republik:
2001 ziehen wir von Berlin an den Niederrhein in die Heimat meines Mannes. Unsere Tochter ist da ein gutes Jahr alt und uns erscheint die Großstadt für unser Kind gerade keine so schöne Umgebung. Zu verändert die Bedingungen im Vergleich zu meiner Kindheit. Es dauert nicht lange, bis ich mich einlebe, dank der Kontakte meines Mannes habe ich überall Anschluss. Jahre später erkenne ich natürlich auch die Kehrseiten des Dorflebens und bin froh über unsere Möglichkeiten, in der Hauptstadt weit mehr als einen Koffer zu haben.

Ja zur Aufgabe meiner Berufstätigkeit:
2002 beende ich vorerst meine Berufstätigkeit und widme mich unserer Tochter. Eine Notwendigkeit, die sich durch mangelnde Betreungsangebote für unter-3-Jährige auf dem Dorf ergibt. Mein Mann arbeitet in 24/7 Turnussen und kann kaum Betreuung übernehmen, Der Versuch, eine Dreiviertelstelle am neuen Regionalflughafen auszuüben, scheitert an der Unvereinbarkeit. Unsere Tochter verträgt den sich ständig wechselnden Rhythmus der Betreungspersonen nicht gut und ich ziehe die Reißleine und kündige noch in der Probezeit. Erst zwei Jahre später kehre ich ins Reisebüro zurück.
Ja zum Eigenheim:
2006 ziehen wir endlich in unser eigenhändig gebautes Haus ein. 2 Wochen vor der Geburt unseres Juniors und Jahre nach dem Bauantrag, da das Grundstück erst umgewidmet werden musste. Da wir fast alles in Eigenleistung erbringen, dauert die Bauzeit fast 2 Jahre. Doch wir könnten nicht stolzer sein!

Ja zum Ende als Reiseverkehrskauffrau:
2006 entscheide ich, nach der Elternzeit, nicht mehr in meinen Beruf zurückzukehren. Es fühlt sich einfach nicht richtig an und die Arbeitszeiten meines Mannes sind noch immer im Wechseldienst. Und auch mit unterdessen besseren Betreuungsangeboten ist es immer noch nicht familienfreundlich. Ich vermisse es nicht, keine Pauschalreisen mehr zu verkaufen, der Markt hat sich geändert, immer mehr wird selbst übers Internet gebucht und meine Beratung oft nur als kostenlose Infoquelle genutzt, die keinem Reisenbüro das Überleben sichert. Es wird sich schon etwas finden.
Ja zum Gewerbe:
2013 melde ich nach einigen Versuchen auf Basaren in der Umgebung mein erstes Gewerbe an, das bei Dawanda startet. Ich habe einen Shop im Internet, wenn auch noch keinen eigenen, sondern an die Plattform gebunden. Doch was soll’s, ich verkaufe meine genähten Accessoires, die mit meinem heutigen Sortiment (fast) nichts gemeinsam haben. Wie die meisten starte ich mit dem klassischen Bauchladen. Einzige Klammer – alles ist genäht oder aus Stoff. Der Hype um handgemachte Kleinigkeiten und die beste Zeit der Plattform sind allerdings bald vorbei. Ich entwickle mich weiter.

Ja zur eigenen Webseite:
2015 habe ich eine erste eigene Webseite, mit Shop und Blog! Sie läuft noch unter einem anderen Namen und ist längst nicht mehr existent, doch immer mehr kristallisiert sich eine Richtung heraus, in die ich gehen möchte. Meine Erfahrungen dabei halte ich in Blogartikeln fest. Sie sind eher ein klassisches Tagebuch und kein Corporate-Blog wie heute. Spannend, was ich in dieser Zeit alles neues lerne! Es zeigt sich, dass ich mich bald spezialisieren muss, wenn ich relevant sein will. Meine Entwicklung zu DEIN Leinen beginnt, wenn auch noch seeehr verhalten. Während dieser Zeit lerne ich viel in der Online-Community von Carina Herrmann. Entwickle meinen Shop weiter und beginne anders zu bloggen, um Ideen und Inspirationen zu liefern.

Ja zur ersten Leinenkollektion:
2016 erblickt die erste Kollektion Sofakissen aus handgefärbtem reinen Leinen das Licht der Welt. Der Grundstein für meine weitere Entwicklung ist gelegt. Zu einer Zeit, als für viele reines Leinen noch für störrische, gestärkte Tischwäsche bei der Urgroßmutter steht, erschaffe ich erste fluffige Sofakissen in Pastelltönen und versuche diesem herrlichen, nachhaltigen und langlebigen Material für Wohntextilien wieder aus der Versenkung zu verhelfen.

Ja zur ersten Bettwäsche:
2017, nur ein Jahr nach meinem Start ins Leinenabenteuer erweitere ich mein Sortiment um Leinenbettwäsche. Die Anfragen einiger Kundinnen sind mir ein Zeichen, dass es dafür einen Markt gibt. Was für ein Gefühl, sich nun komplett in reines Leinen hüllen zu können! Hast du es schon einmal ausprobiert? Immer noch färbe ich mein Leinen selbst, denn ich kann die erforderlichen Abnahmemengen für gefärbtes Leinen aus der Weberei nicht erfüllen. Und Ware aus fragwürdigen Quellen, die über den halben Globus geschippert wird, kommt mir nicht ins Atelier.

Ja zur eigenen Ferienhütte:
Anfang 2019 entscheiden wir uns dafür, gemeinsam mit meinem Bruder und seiner Familie und meiner Cousine das Sommerhaus unserer Großeltern zu bewahren. Ein Abenteuer, dass uns unseren ganz eigenen Platz am Rand von Berlin erhält und von uns „die Ferienhütte“ genannt wird, einiges an Arbeit mit sich bringt, aber auch viele tolle neue Erlebnisse und Kindheitserinnerungen bedeutet. Mein Mann trägt das genauso mit, wie ich seinerzeit den Wegzug aus Berlin. Wir sind ab sofort noch mehr an beiden Orten zu Hause.

Ja zur neuen Online-Community:
2024 sage ich Ja zu Judith Peters und ihrer The Content Society, nachdem ich schon lange in ihrem Kielwasser schwimme, buche ich mir diesen Blogkurs und kann auch als Bloggerin mit fast 10 Jahren Erfahrung noch viel lernen. Aber lernen wir nicht sowieso ständig dazu?
Ja zu fertig gefärbtem Leinen:
In 2024 ist es auch endlich soweit, dass ich einige meiner Leinenfarben in der Weberei färben und als große Rollen zu mir schicken lasse. Ein echter Meilenstein und eine riesige Arbeitserleichterung. Dank der gesparten Arbeitszeit kann ich mich einem meiner liebsten Themen weiter widmen, dem Konzept des trendlos Einrichtens. Ich erarbeite erste Eckpunkte dieser – meiner eigenen – Methode. Erste Blogartikel dazu folgen. Das ist eindeutig ein Ja der Zukunft, denn ich bin der festen Überzeugung, dass wir nicht ständig neue Trends und noch mehr Zeug brauchen, um abwechslungsreich und gemütlich zu wohnen. Also bleib gespannt, da kommt sicher noch etwas von mir.

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In der Rückschau stelle ich fest, dass viele Jas in meinem bisherigen Leben zu schönen Ergebnissen geführt haben, sowohl privat, als auch beruflich. So eine Reflektion des eigenen Wegs hilft auch immer, sich wieder neu zu justieren, um nicht im alltäglichen Einerlei einfach mitzutreiben. Mal sehen, welche Jas mir die kommenden Jahre bringen. Deshalb noch einmal ein herzliches Danke an Gabi Kremeskötter für dieses Blogparaden-Thema.
3 Kommentare zu „Ich sage Ja! Und dann? – was brachten mir meine Lebens-Jas?“
Pingback: Das war meine Blogparade: 14+1 mal JA gesagt - Gabi Kremeskötter - Liebe, die durch Worte strahlt
Liebe Irina,
herzlichen Dank für deinen Beitrag zu meiner Blogparade, vor allem aber ein dickes DANKE für deinen Einblick in deine JAs, die dich dorthin getragen haben, wo du heute stehst.
Und wenn ich die Klammer spannen darf – vom selbstgenähten Jumpsuit bei deiner Trauung zur selbstgenähten Bettwäsche heute:
Du umhüllst dich und lebst nach wie vor in selbstgemachten, gefällt mir außerordentlich!
Du hast deine Berufung gefunden 🙂
Danke, dass ich deinem Weg folgen konnte und ja, ich liebäugele noch immer mit deinem Leinen, bin farblich nur noch nicht schlüssig 🙂
Herzliche Grüße
Gabi
Liebe Gabi,
vielen Dank für deinen so wertschätzenden Kommentar! Und natürlich darfst du den Bogen spannen! Tatsächlich begleitet mich das „Selbermacher-Gen“ schon mein Leben lang. Es ist überaus befriedigend, mit den eigenen Händen etwas zu (er)schaffen, doch das kennst du ja auch, wenn ich an dein Zuhause denke.
Sommerliche Grüße
Irina